Acteal: In der kleinen indigenen Gemeinde im Hochland von Chiapas versammelten sich am 22.12.2007 über 1.000 Menschen aus 21 Ländern, um des Massenmordes zu gedenken, der in diesem Ort vor zehn Jahren von regierungsnahen Paramilitärs durchgeführt wurde. Die Veranstaltung war eine Mischung von politischer Kundgebung und katholisch-indigener Messfeier. Faustina Gómez, Angehörige der christlichen Organisation „Las Abejas“ (die Bienen), zu der die 45 Mordopfer gehörten, hielt die zentrale Rede der Gruppierung, die stark von der Befreiungstheologie geprägt ist.
Auf pazifistische Weise kämpfen die Abejas für die selben Ziele wie die zapatistische Bewegung: indigene Autonomie, Abkehr von der neoliberalen Politik und eine tiefgreifende Demokratisierung Mexikos.
Gómez kritisierte, dass in der Vergangenheit lediglich Lokalpolitiker bzw. paramilitärische Söldner verhaftet wurden: „Die wahren Verantwortlichen des Massakers sind der ehemalige Präsident Ernesto Zedillo sowie General Mario Renán Castillo“. Michael Chamberlin vom Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas betonte im Interview, dass das Massaker, bei dem über vier Stunden hinweg 45 Menschen durch Schüsse und Machetenhiebe getötet wurden und die Polizei aus 200 Metern Entfernung zuschaute und nicht eingriff, bis heute nicht juristisch aufgearbeitet sei: „Wenn der Fall Acteal nicht gelöst wird, gehen die Straflosigkeit und die Menschenrechtsverletzungen weiter“. Er unterstrich, dass der Fall im Kontext der Regierungsstrategie stand, den Aufstand der zapatistischen Befreiungsarmee EZLN gewaltsam niederzuschlagen.
(Chiapas, 27.12.2007)
Dieser Online-Artikel ist eine Ergänzung zur ausführlichen Analyse der Situation in Chiapas, die im aktuellen Wahrschauer #55 abgedruckt wurde.