.. rasselt mit dem kommunistischen Manifest!
Berlin: Lafontaine weiß, welche Knöpfe bei seinen persönlichen Feinden in der konservativen Medienlandschaft gedrückt werden müssen. So kündigt er provokativ an, dass im neuen Programm der Linkspartei zwei bis drei Passagen aus dem Manifest der Kommunistischen Partei von Marx und Engels aufgenommen werden sollen. Schon rennt der Interviewer von Welt-Online gegen das rote Tuch und sieht den Beweis dafür gegeben, dass die Linkspartei eigentlich die alte SED der DDR ist. Auch die Leser schrieben sich im Kommentarsystem die Finger wund. Neben plumpen Beschimpfungen wie „lafo-goebels“ (Michaela, 14.04.2008, 13:33 Uhr) gab es die in solchen Foren üblichen, wirren Statements:
„Lafontaine ist ein von Hass und Machtgier Getriebener“. Und jener Leser prophezeit dann: „Wer etwas gelernt hat und etwas kann wird nämlich Deutschland verlassen und die Prolos werden unter sich bleiben und sich gegenseitig alles weg nehmen.“ (Ratio1 15.04.2008, 09:52 Uhr) Auf der anderen Seite stimmen ihm ungefähr ein Viertel der eher konservativ geprägten Welt-Leser sogar zu, wie Yvonne Walden am 14.04.2008 um 14:51 Uhr: „Wo Oskar Lafontaine Recht hat, hat er Recht. (..) Die Linke könnte hier eine Kursänderung erreichen - wie von Oskar Lafontaine angedeutet, wenn noch mehr Wählerinnen und Wähler endlich erkennen, dass wir bisher gegen unsere eigenen Interessen regiert werden - wie lange noch?“ Vielleicht waren den Online-Redakteuren dieser Zeitung die positiven Kommentare zu Lafontaine sogar zu zahlreich... Apfelbautzen jedenfalls bemerkt am 14.04.2008 um 18:01 Uhr: „Gestern Abend waren hier noch 197 Beiträge, jetzt sind es nur noch 66 - schon alles sehr merkwürdig....“
Nebenbei: Zufällig hatte ich mir vor ein paar Tagen selbst mal wieder das Manifest der Kommunistischen Partei, welches erstmalig 1848 veröffentlicht wurde, durchgelesen, weil ich ein bestimmtes Zitat für einen WAHRSCHAUER Artikel suchte. Und tatsächlich: es wirkt zum Teil erschreckend aktuell und klar. Ein Beispiel: „Ihr entsetzt euch darüber, dass wir das Privateigentum aufheben wollen. Aber in eurer Gesellschaft ist das Privateigentum für neun Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben; es existiert gerade dadurch, dass es für neun Zehntel nicht existiert.“
Mehr als 150 Jahre später existiert das Privateigentum ebenfalls für eine deutliche Mehrheit von zwei Dritteln unserer Gesellschaft nicht. Sie haben kein Vermögen, während die reichsten zehn Prozent 60% des ganzen Kuchens besitzen. Das Schlimmste an der Sache: Die aktuelle Veränderung geht noch weiter in die Richtung der damals noch ungerechteren Verhältnisse, denn nach der wissenschaftlichen Studie des Berliner Wirtschaftsforschungsinstituts DIW nahm die Ungleichheit beim Vermögensbesitz in den letzten 25 Jahren immer schneller zu.
Aber das Manifest von Marx und Engels offenbart aus heutiger Sicht auch seine Schwächen. Die Vorhersage eines mechanischen Wegs zur kommunistischen Gesellschaft hat sich nicht erfüllt. Bis heute hat sich der Kapitalismus zwar immer wieder sein eigenes Grab geschaufelt, begraben wurden aber regelmäßig die Machtlosen und Überflüssigen. Die Lust am Untergang des Alten wurde regelmäßig von der Realität eingeholt. Dazu wird im Schwerpunktthema des WAHRSCHAUER #56 (Ende Mai 2008) mehr zu lesen sein.
Zurück zu Lafontaine: Das Interview hat gezeigt, dass ihm keine argumentative Gefahr von seinen Feinden außerhalb seiner Partei droht. Die große Gefahr lauert innerhalb der Linkspartei und zwar nicht argumentativ, sondern machtpolitisch. Das weiß auch Lafontaine, denn in dem Welt-Online Interview sagte er auch, dass Klaus Wowereit „die Linke vorführen“ will. Und der Berliner SPD-Bürgermeister regiert bekanntlich zusammen mit einflussreichen und bekennenden Lafontaine-Feinden aus seiner eigenen Partei. Bis zum Showdown treten sie sich die beiden Fraktionen unter dem Tisch schon kräftig gegen die Schienbeine, während sie dabei für die Öffentlichkeit schön lächeln und den Erfolg der gesamtdeutschen Linkspartei predigen.
Tipp-Print: Schwerpunkt "Lust am Untergang" im WAHRSCHAUER #56 (Ende Mai 2008)
Tipp-Online: Lafontaine verteidigt Kapitalismuskritik! [klickst du hier]
Berlin: Lafontaine weiß, welche Knöpfe bei seinen persönlichen Feinden in der konservativen Medienlandschaft gedrückt werden müssen. So kündigt er provokativ an, dass im neuen Programm der Linkspartei zwei bis drei Passagen aus dem Manifest der Kommunistischen Partei von Marx und Engels aufgenommen werden sollen. Schon rennt der Interviewer von Welt-Online gegen das rote Tuch und sieht den Beweis dafür gegeben, dass die Linkspartei eigentlich die alte SED der DDR ist. Auch die Leser schrieben sich im Kommentarsystem die Finger wund. Neben plumpen Beschimpfungen wie „lafo-goebels“ (Michaela, 14.04.2008, 13:33 Uhr) gab es die in solchen Foren üblichen, wirren Statements:
„Lafontaine ist ein von Hass und Machtgier Getriebener“. Und jener Leser prophezeit dann: „Wer etwas gelernt hat und etwas kann wird nämlich Deutschland verlassen und die Prolos werden unter sich bleiben und sich gegenseitig alles weg nehmen.“ (Ratio1 15.04.2008, 09:52 Uhr) Auf der anderen Seite stimmen ihm ungefähr ein Viertel der eher konservativ geprägten Welt-Leser sogar zu, wie Yvonne Walden am 14.04.2008 um 14:51 Uhr: „Wo Oskar Lafontaine Recht hat, hat er Recht. (..) Die Linke könnte hier eine Kursänderung erreichen - wie von Oskar Lafontaine angedeutet, wenn noch mehr Wählerinnen und Wähler endlich erkennen, dass wir bisher gegen unsere eigenen Interessen regiert werden - wie lange noch?“ Vielleicht waren den Online-Redakteuren dieser Zeitung die positiven Kommentare zu Lafontaine sogar zu zahlreich... Apfelbautzen jedenfalls bemerkt am 14.04.2008 um 18:01 Uhr: „Gestern Abend waren hier noch 197 Beiträge, jetzt sind es nur noch 66 - schon alles sehr merkwürdig....“
Nebenbei: Zufällig hatte ich mir vor ein paar Tagen selbst mal wieder das Manifest der Kommunistischen Partei, welches erstmalig 1848 veröffentlicht wurde, durchgelesen, weil ich ein bestimmtes Zitat für einen WAHRSCHAUER Artikel suchte. Und tatsächlich: es wirkt zum Teil erschreckend aktuell und klar. Ein Beispiel: „Ihr entsetzt euch darüber, dass wir das Privateigentum aufheben wollen. Aber in eurer Gesellschaft ist das Privateigentum für neun Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben; es existiert gerade dadurch, dass es für neun Zehntel nicht existiert.“
Mehr als 150 Jahre später existiert das Privateigentum ebenfalls für eine deutliche Mehrheit von zwei Dritteln unserer Gesellschaft nicht. Sie haben kein Vermögen, während die reichsten zehn Prozent 60% des ganzen Kuchens besitzen. Das Schlimmste an der Sache: Die aktuelle Veränderung geht noch weiter in die Richtung der damals noch ungerechteren Verhältnisse, denn nach der wissenschaftlichen Studie des Berliner Wirtschaftsforschungsinstituts DIW nahm die Ungleichheit beim Vermögensbesitz in den letzten 25 Jahren immer schneller zu.
Aber das Manifest von Marx und Engels offenbart aus heutiger Sicht auch seine Schwächen. Die Vorhersage eines mechanischen Wegs zur kommunistischen Gesellschaft hat sich nicht erfüllt. Bis heute hat sich der Kapitalismus zwar immer wieder sein eigenes Grab geschaufelt, begraben wurden aber regelmäßig die Machtlosen und Überflüssigen. Die Lust am Untergang des Alten wurde regelmäßig von der Realität eingeholt. Dazu wird im Schwerpunktthema des WAHRSCHAUER #56 (Ende Mai 2008) mehr zu lesen sein.
Zurück zu Lafontaine: Das Interview hat gezeigt, dass ihm keine argumentative Gefahr von seinen Feinden außerhalb seiner Partei droht. Die große Gefahr lauert innerhalb der Linkspartei und zwar nicht argumentativ, sondern machtpolitisch. Das weiß auch Lafontaine, denn in dem Welt-Online Interview sagte er auch, dass Klaus Wowereit „die Linke vorführen“ will. Und der Berliner SPD-Bürgermeister regiert bekanntlich zusammen mit einflussreichen und bekennenden Lafontaine-Feinden aus seiner eigenen Partei. Bis zum Showdown treten sie sich die beiden Fraktionen unter dem Tisch schon kräftig gegen die Schienbeine, während sie dabei für die Öffentlichkeit schön lächeln und den Erfolg der gesamtdeutschen Linkspartei predigen.
Tipp-Print: Schwerpunkt "Lust am Untergang" im WAHRSCHAUER #56 (Ende Mai 2008)
Tipp-Online: Lafontaine verteidigt Kapitalismuskritik! [klickst du hier]